Ich will eigentlich gar nicht anfangen, mich als Physikinteressierter, aber immernoch Laie, über die Physik in Hollywoodfilmen lustig machen, aber es gibt Sachen, die müssen mal gesagt werden.
Da gibt es diesen Film, The Core – der Innere Kern, wow, hat den schon mal jemand gesehen? DAS ist das gravierendste Beispiel für „ich mache einen Film über Physik, aber ich habe KEINE Ahnung davon“. Neben den an vielen Stellen bereits aufgezählten 1420 Physik-Fehlern (Gravitationsfeld schirmt Mikrowellenstrahlung ab … aha!), die der Film hat, ist eine Sache wirklich so gravierend, dass ich das mal kurz erhellen will auch weil mein Kopf sonst platzt. (alle Werte sind grob gerundet!):
Irgendwie mitten in der „Handlung“ kommt es zur Sprache, die letzte der fünf 200-Megatonnen-Bomben reicht wohl nicht aus, um den Kern wieder in Drehung zu versetzen, also wird das verblieben Spaltmaterial des Antriebs neben die Bombe gestellt, um deren Wirkung zu verstärken.

Zar Bombe (Nachbau) Tsar Bomba Revised“ von User:Croquant with modifications by User:Hex – Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.
OK! Wo fangen wir an? 200 Megatonnen? Die größte je gezündete Bombe, die russische Zar, hatte ca. 58 Megatonnen (TNT-Äquivalent) Sprengkraft. Ihre theoretische Leistung wäre bei etwa 100 Megatonnen anzusiedeln gewesen, aber nicht zuletzt aus Gewichtsgründen, hat man auf eine dritte Stufe verzichtet. Diese Bombe, die absolut effektiv gebaut war, wog ca. 28 Tonnen. Eine 200 Megatonnen-Bombe würde sicherlich deutlich schwerer sein und nicht in den kleinen Kasten passen, den die dort dabei haben. Die größte in den USA verfügbare Bombe hat im Augenblick 9 Megatonnen Sprengkraft.
Wo wir gerade über die Bombe sprechen. Allem Anschein nach verkauft uns der Autor hier eine 200-Megatonnen Atombombe (spaltbares Material zur Verstärkung). Das ist aber physikalisch unmöglich. Für diese Energiemenge müsste derart viel spaltbares Material vorhanden sein, dass sich die Kettenreaktion nicht mehr aufhalten ließe. Man spricht von einer kritischen Masse. Atombomben sind in Ihrer Leistung begrenzt und zwar sehr, sehr, seeeeehr deutlich unterhalb der 200 Megatonnen-Marke.
Es muss sich demnach um 5 Wasserstoffbomben, Fusionsbomben gehandelt haben. Die funktionieren etwas anders. Ich will das nicht im Detail erklären, ist echt komplex, aber da wird die Kernspaltung, also die klassische Atombombe nur als eine Art Treibladung oder Zünder für eine Kernfusion genutzt. Diese Bomben sind in der Tat „nach oben offen“ in ihrer Sprengkraft.
200 Megatonnen sind aber auch sonst nicht sinnvoll herzustellen, denn auch unsere Erde ist nach oben offen. Eine 200 Megatonnen würde bei einem überirdischen Einsatz größtenteils ins Weltall verpuffen, warum sollte jemand eine solche Waffe bauen? Ahh, stimmt, die wurden für diesen Kern-Einsatz konzipiert.
Was aber suchen dann die Zylinder mit dem Spaltmaterial neben der Bombe? Dass ist, als würde man einen LKW voll TNT stopfen und dann noch drei Streichhölzer hinter die Scheibenwischen klemmen, „um die Wirkung zu verstärken!“
Wir haben also eine Gigatonne Explosionsenergie (die drei Streichhölzer sind in der Berechnung irrelevant), klingt viel, ist viel, etwa das 200-fache der Energie aller im 2. Weltkrieg eingesetzten Bomben (konventionelle und nukleare). Und dennoch, der Kern würde sich über diesen Mückenstich sicher nicht beschweren, er würde es kaum bemerken.
Unsere Erde ist in linearen Maßen recht überschaubar 12000 km Durchmesser, 40000 km Umfang, alles greifbare Zahlen, das Problem mit Volumina ist, dass sich deren Werte in der dritten Potenz vergrößern. Unsere „kleine“ Erde hat mithin trotz der nur 12000 km Durchmesser (das fährt jeder von uns im Jahr im Auto) etwa 1.000.000.000.000 km³ Volumen (eine Billion Kubikkilometer oder eintausendmilliardenmilliarden Liter) das ist nicht wenig.

Das IASP91-Referenz-Erdmodell. Die Geschwindigkeiten der P- und S-Wellen sind durch die schwarze bzw. durch die graue Linien wiedergegeben. Farbig unterlegt wird die grobe Gliederung des Erdkörpers angezeigt. „IASP91“ von Ingo Wölbern – own work /selbst erstellt. Lizenziert unter Public domain über Wikimedia Commons.
Rechnet man nun das Volumen des Erdkerns aus und nimmt dessen mittlere Dichte kann man auch die kinetische Energie dieses rotierenden Planetenkerns ermitteln. Wieder auf Bombenbumms umgeprokelt sprechen wir hier von ca 6,4 Teratonnen TNT-Äquivalent. Dass bedeutet, die bräuchten etwa 32000 von diesen 200Megatonnen-Bomben, die millimetergenau platziert und auf Bruchteile von Sekunden genau gezündet werden müssten, wenn dann alle Energie in kinetische Energie umgewandelt würde, könnte es klappen. Die Erfahrung mit Wasserstoffbomben zeigt aber, dass hier jede Menge Hitze entsteht, es wären also noch deutlich mehr Bomben nötig.
Egal, selbst wenn diese idiotische Energie zur Verfügung stünde, wenn jede einzelne Bombe explodiert, würde die Schockwelle nicht nur außen, sondern in alle Richtungen von der Bombe weg wirken, wie eine expandierende Kugel. Wenn die Druckwelle Welle den Kern trifft, wäre es eine Nettokraft durch den Massenmittelpunkt. Kräfte, die durch das Zentrum der Masse wirken, können keinen Drehimpuls auslösen, weil sie eben kein Drehmoment erzeugen. Die Bomben würden sich selbst neutralisieren. Die Erde würde ggf. platzen, ja, aber der Kern sich trotzdem nicht drehen!
Lange Rede kurzer Sinn, das ist nicht einmal knapp daneben. Die Story ist nach menschlichem Ermessen nicht sinnvoll umzusetzen. Der Plot ist nicht zu retten. Es geht nicht. Aber wenn da so ein „Macher“ ein Motivationsbuch gelesen hat, dann gibt es diese Worte nicht in seinem Sprachgebrauch.